Kosmische Ordnung
Im Sommer 1990 laufe ich über ein Feld in der Nähe von Graz. Ich habe ein Stativ und eine Kamera und möchte ein Foto von einem fahrenden Auto machen. Bei diesem Schulprojekt geht es darum mit langen Belichtungszeiten zu experimentieren. Ich habe ein bestimmtes Bild vor Augen. Das Auto wird so aussehen, als würde es schweben.
Die Sonne ist drückend heiß. Ich habe nichts zu trinken mitgenommen. Während ich die Straße hinunter laufe, in Richtung einer Kreuzung, kommt mir im Nirgendwo eine junge Frau entgegen, die ebenfalls ein Stativ dabei hat. Wir erreichen zeitgleich die Kreuzung. Ringsum nur leere Maisfelder. Sie und ich bauen unsere Stative in entgegen gesetzter Richtung der Kreuzung auf und beobachten einander dabei irritiert.
Wenig später gehe ich zu ihr rüber und frage, was sie da macht. Sie erzählt mir, dass sie hier ist, um ein Auto mit langer Belichtungszeit für ein Magazin zu fotografieren.
Wir finden das beide ungewöhnlich, um es gelinde zu sagen. Aber wir sind ja da um zu arbeiten. Wir wollen einander nicht stören. Irgendwann kommt ein Auto. Wir drücken ab. Nehmen unsere Kameras, nicken einander zu und gehen wieder getrennte Wege.
Es sind diese Ordnungsprinzipien die mir keine Ruhe mehr lassen.