Künstlerische Positionen
In meiner Arbeit steht die persönliche Beziehung zur Welt im Mittelpunkt. Mich interessiert nicht die Frage, wie ist die Welt offiziell gemeint, wie wird sie betitelt oder behauptet, sondern wie wird sie von den Individuen erlebt. Das ist für mich eine integrative Haltung, die vieles verändert.
Erkennt das Individuum, dass die Welt verrückt ist, dass die Strukturen falsch sind, dass etwas in der vermeintlichen Ordnung nicht stimmt, muss dies Konsequenzen haben. Alles andere würde Selbstvernichtung bedeuten, somit eine Beteiligung am Unrecht.
Wir leben aber in einer Gesellschaft in der jene bestimmen, für die häufig nichts Konsequenzen hat, während die Menschen machtlos verbleiben, für die fast jede Handlung, Bewegung der Strukturen, Eruption, Ausgrenzung, Armut oder Diskriminierung bedeutet.
Will man dem etwas entgegen setzen, muss das Individuum aktiv werden, denn im Erleben der „Individuen ohne Macht“, steckt die größte Kompetenz bezüglich der Missstände einer Gesellschaft. Die Armen, Unterdrückten, Marginalisierten oder Ausgegrenzten tragen in sich die DNA einer humaneren Ordnung.
Daher geht es in meiner Kunst, wie in meiner Forschung darum, mit konstruktiver Störung die Bruchstellen der Ränder der Gesellschaft, in die Institutionen, Konzerne und staatlichen Stellen zu tragen, damit auch diese jene Realitäten erkennen. Wenn sie es dann noch immer nicht tun, erkennt darin zumindest die dabei zusehende Zivilgesellschaft die tatsächlichen Verhältnisse. Es geht um ein „ausfüllen der Welt“.
Während die staatlichen Institutionen und die kommerziellen Strukturen zunehmend verdummen, mangels Komplexität und Diversität in ihren Käseglocken, gilt es die Wechselwirkungen des Ökosystems sichtbar zu machen, indem das Individuum direkte und lautstarke Konsequenzen aus den eigenen Erfahrungen zieht und diese in den demokratischen Prozess integriert.
Heute aber bedeutet, konsequent zu sein, angesichts der täglichen Zerstörung und Ungerechtigkeit, der Verflachung aller öffentlichen Diskurse, eine scheinbar radikale Position einzunehmen, die entsprechend von Staat und Gesellschaft nicht selten bekämpft wird.
30 Jahre lang habe ich auf Fehler der Ökonomie, in Theorie und Praxis, direkt reagiert. Dabei habe ich der Wirtschaft eine andere Arbeitsweise entgegen gesetzt. Im Rollenmodell des "Radical Worker", der einfach jene Arbeit macht, die dem Individuum in dessen Erleben relevant erscheint, offenbart sich, dass eine veränderte Arbeitshaltung, entlang authentischer Relevanz, mehr Komplexität in die Ökonomie einführt und somit hilft die ganze Wirklichkeit erkennbar und erarbeitbar zu machen.
Es ist bezeichnend, dass Staat und Gesellschaft mich am Ende, nach 30 Jahren Engagement, während das Ökosystem vor dem Kollaps steht, neue Formen von Faschismus drohen, für diese veränderte, human-kreative Arbeit bestrafen. Darin zeigt sich, dass die bestehende Ökonomie wesentlich dazu dient eine Schuldumkehr in ihrer „Wertschöpfung“ zu vollziehen. Ein Kapitalismus, der vieles vernichtet hat, bei gleichzeitiger Überhöhung der eigenen Werte (isolierter Wert), gibt heute den Armen, den MigrantInnen die Schuld am Zustand der Welt. Das Unwerte ist zugleich das Schuldige. Den Machtlosesten wird heute die Schuld an allem gegeben, im Namen eines idiotischen Begriffs von Eigenverantwortung.
In meiner Kunst und Forschung zeige ich daher meine dauerhafte Auseinandersetzung mit der Frage, was passiert, tut man einfach jene relevante Arbeit, auch unbezahlt? Wie lange ist die Gesellschaft bereit wegzusehen, oder hinzusehen, wie Engagierte hungern? Wie dominant und gewaltbereit ist die Lüge des Marktes, man erhalte im Alleingang die Welt und habe daher das Recht Menschen in die Ausbeutung zu zwingen?
Für Viele ist was ich tue eine verantwortungslose Störung, weil sie davon ausgehen die Welt werde durch brave, dabei die „Fresse haltende“ ErwerbsarbeiterInnen zum „Guten“ und „Besseren“ finden. Das aber ist nicht das was sich in der Praxis und der modernen Forschung zeigt. Die engagierte Arbeit, weil sie in ihrer Aufdeckung von Missständen und Verbrechen, aber auch Chancen, Schmerz bedeutet, wird nicht bezahlt, während im Übermaß weiterhin das honoriert wird, was für Mensch und Ökosystem schädlich ist und wenn es nur darum geht konservativ den Status quo ungerechter Verteilung zu betonieren.
In meinem „großen Konflikt“, kommen die kleinen und feinen Strukturen humaner Ordnung und Ökonomie und Arbeit zum Vorschein. In dem was mir passiert, in dem was ich in der Theorie ergründe, was ich in der Praxis erfahre. Das alles zeichnet ein komplexeres, ein größeres Bild vom Wesen der Welt. Und dies hat Konsequenzen. Es muss Konsequenzen haben.