Brief von Eugen Drewermann
Der bekannte Theologe und Papstkritiker Eugen Drewermann schreibt mir als Reaktion auf mein Buch „Stärke in der Armut“: „Ja, warum stehen die Arbeiter nicht auf? Den Grund beschreiben Sie sehr zutreffend selbst: weil sie froh sind, eine Arbeit zu haben, und sich zu deren Erhalt in jeder Form anpassungswillig bearbeiten lassen. Das tun Sie nicht; aber ich sehe die Gefahr, dass Sie dabei sind, sich in Aktionen zu ruinieren, deren Motive mehr als verständlich, doch deren Ergebnisse vorhersehbar gering sein werden.“
In seinem sehr netten Brief trifft er den Kernkonflikt meiner Arbeit. Doch sehe ich die Dinge anders. Würde ich das nicht tun, ginge eine Chance für den Menschen verloren. Die Ausbeutung würde nicht auf diese Weise bezeugt, die Zusammenhänge nicht mit einer neuen Chance gesehen und was noch wichtiger ist, erst in diesem Konflikt zeigen sich auch die Muster einer anderen Ökonomie. Sie kommen im Dazwischen zum Ausdruck. Ja, was ich versuche ist extrem schwierig und hart, aber ich bin der festen Überzeugung, dass es gelingen kann, zu zeigen wie viel mehr an Wert und Relevanz entsteht, befreit sich der Mensch von jener Angst, die ihn gefangen hält, in einer Form von Arbeit, die auf das ganze Ökosystem bezogen, heute oft mehr kaputt macht, als sie aufbaut.
Darüber hinaus, die Rückkehr in das Andere gelingt mir nicht, egal was ich versuche. Immer treibt es mich an die Oberfläche, von wo aus die Welt sich zeigt wie sie ist. Grausam und falsch und nicht bereit MigrantInnen, Fremden, Andersdenkenden, anders handelnden Menschen, ein Überleben als die die sie sind zu ermöglichen.