Jörg Haider und der Brandanschlag
1988, ich bin 14 und im ersten Jahr an der Ortweinschule in Graz, kommt es im Rahmen des Steirischen Herbstes zu einem Brandanschlag gegen das Kunstwerk von Hans Haacke, welches die Mariensäule in Form eines Obelisken umhüllt, in Assoziation mit Geschehnissen im dritten Reich. Begangen wird der Anschlag von Rechtsradikalen.
Als Kunstschüler ist dieser Akt mit den darauf folgenden Demonstrationen ein einschneidendes Erlebnis. Es politisiert gegen Rechts und ist der Auftakt zu einer Bewusstwerdung der realen Gefahr eines widerkehrenden Faschismus in Europa.
In dieser Zeit erlebe ich mehrmals Jörg Haider, wie er am Hauptplatz und anderen Orten zu den vermeintlichen Massen spricht, umgeben von rechten Burschenschaften, die es in Graz überall gibt. Der Haider von damals bedient eindeutige rechte Signale, ist viel unverblümter als in späteren Jahren. Ich empfinde es als unheimlich dies direkt zu erleben.
Die Haider-Jahre prägen meine Generation in Österreich stark. Die Gesellschaft ist politisch aufgeheizt und es ist klar, dass etwas unternommen werden muss. Ich nehme das ernst, mit 14 besonders ernst. Und die Kunst ist offenbar wieder das Ziel von rechter Gewalt geworden. Es ist auch ein Anschlag gegen uns Kulturschaffende. Das aber gibt künstlerischer Produktion plötzlich auch einen anderen Wert, eine andere gesellschaftliche Relevanz.
Diese Erfahrung verwurzelt meine Kunst früh in gesellschaftspolitischen Fragen.