Die Abschaffung der Kreativität! Ab ins Prekariat!
Anfang des neuen Jahrtausends haben wir den Kampf gegen den Bedeutungsverlust der Kreativität in der Ökonomie verloren. Ich habe alles versucht, um das aufzuhalten. Von diesem Punkt an werden Budget´s zunehmend kleiner und es wird den Kreativen das Wasser abgegraben wo es geht. Wir werden ins Dauerprekatiat geworfen, mit unzähligen Regeln, die uns zerstören sollen, wie die Gesetze zur Scheinselbstständigkeit.
Der Autor Holm Friebe schreibt in einem Artikel (Berliner Zeitung) über mein Buch: “Was sich hier entlädt ist der Frust in einer Branche, die – verschärft durch die Krise der New Economy – dazu verdammt ist, stets etwas völlig Neues zu erfinden und gleichzeitig nicht vom Altbewährten abzuweichen.”
Doch wir alle haben unsere Existenz in die Kreativität investiert. Wir hören nicht einfach auf, auch wenn niemand mehr bezahlt.
Das ist der Ausgangspunkt der gebrochenen Biografien, in denen die einen sich entscheiden noch angepasster zu sein, auch daran zu Grunde gehen, während die anderen hoffen, es würde wohl irgendwann besser werden. Die “digitale Bohème”, ein Begriff der auf Holm Friebe zurückgeht, stellt keine Forderungen sondern produziert und produziert.
Wir können nicht aufhören. Die Kultur streikt nicht. Weil wir oft gutbürgerliche Eltern haben, die unser laufendes Scheitern auffangen, kommt es nie zur Revolution. Im “ongoing creative process”, entkopple ich mich zwangsläufig vom Zeitgeist, werde virtuell und dezentralisiert, was für unsere Zeit bezeichnend ist. My economy is not your economy! Es zerfällt der gemeinsame Wirtschaftsraum. Wir werden in Biotope zerfasert. In Käseglocken der neuen Medien, die uns vorgaukeln wir existierten noch.
Jahre später werde ich durch staatliche Behörden mit dem Satz konfrontiert, ich würde als verarmter Künstler Kunst auf Kosten der Gesellschaft machen. Es sei eine Frechheit, dass ich Dinge täte, die dazu führen, dass ich in der Wirtschaft schwer vermittelbar werde. Ich sei verantwortungslos.
Diese Idioten, im Dienst des Staates, die ihr ganzes Leben nie Angst haben müssen, die Rechnungen nicht bezahlen zu können, sehen, das ist der Unterschied zwischen uns, bei jedem erdenklichen Irrsinn oder Missstand einfach zu. Sie ergreifen nicht die Initiative. Sie riskieren nichts. Sie sind keine UnternehmerInnen, keine Kreativen.
Sie haben nicht, wie die Kulturschaffenden, den Auftrag das marginalisierte Relevante zu erhalten.
Diese Idioten, im Dienst es Staates leben in einer anderen Käseglocke und es ist Zeit ihnen klar zu machen, dass was wir tun eine Leistung ist. Dass darin zu scheitern eine Voraussetzung von Fortschritt darstellt und keine Schuld.
Die Verspießerung der Ökonomie, die ich später auch mit dem Begriff der Submergenz viel differenzierter erarbeite, ist eben keine Tugend, sondern basiert auf der Angst der Privilegierten, ihr strukturell gestohlener Wohlstand könnte angesichts von Leistenden die nicht entlohnt werden, in Frage gestellt sein. Da doch lieber die Kreativen indirekt kriminalisieren oder bedeutungslos machen..
2003 stehe ich also vor dem Konflikt jemand zu sein, der nicht mehr einfach etwas anders werden kann, der an die Relevanz der eigenen Arbeit glaubt, sich darum entscheidet zu einem sehr hohen Preis weiter zu machen. Das tue ich, das tun in diesen Jahren viele, die nicht dumm sind, nicht unfähig, sondern eine Chance für sich und diese Gesellschaft erkennen und danach handeln.