Neurodivergenter Künstler (Autist, Asperger), Buchautor, TV- und Filmproduktion, Speaker, Artistic Research: Armutsforschung (Klassismusforschung) Die Zukunft der Arbeit.

2019

Timothy Speed Radical Worker Grafik

Kapitalismus widerlegt. - Und jetzt?

Im Rahmen meiner umfassenden Auseinandersetzung mit dem Markt, die nicht nur theoretisch, sondern in empirischer Forschung stattfindet, gelingt es mir schließlich nach Jahren der Forschung und Arbeit den Kapitalismus auf eine ganz neue Weise komplett zu widerlegen und aufzuzeigen, dass der Markt im Kern auf Betrug basiert, folglich auch der Umgang des Staates mit Menschen in Armut.

Die allgemeine Akzeptanz dieser Ergebnisse kommt jedoch nur zögerlich. Einer der renommiertesten Wissenschaftler des Landes und Neffe des früheren Bundespräsidenten, Vizepräsident des Club of Rome, Professor Ernst-Ulrich von Weizsäcker schreibt solidarisch: “Ich halte die empirische und wirtschaftstheoretische Untersuchung von selbstbestimmter Arbeit, wie sie Herr Timothy Speed unternimmt, für sehr sinnvoll. Konflikte mit dem konventionellen Verständnis von Arbeit als Lohnarbeit dürfen dabei nicht ignoriert werden.”

Durch seine Unterstützung wird zumindest eine Zeit lang verhindert, dass der Staat mich weiter aushungert. Auch ohne die Solidarität des früheren UN Beauftragten für das Recht auf Nahrung und Teilzeitfahrers von Che Guevara, Jean Ziegler, oder des konservativen Vizepräsidenten des EU Parlaments Othmar Karas wäre der Staat noch härter gegen mich vorgegangen. 

Wie in “Radical Worker” beschrieben, benenne ich mehrere Faktoren, die belegen, dass der Markt massiv benachteiligt und über psychologische Drehmomente, aus Dieben schließlich ehrwürdige BürgerInnen macht, die in der Konstruktion scheinbar das ganze Land mit ihren Leistungen im Alleingang erhalten. 

Im sogenannte “Transferprotokoll” beschreibe ich die Stufen der Pervertierung von Wert und Relevanz im Kapitalismus. Beginnend mit natürlichen Kreisläufen der Natur, in denen alles Relevanz und Bedeutung hat, hin zu gewaltsamen Eingriffen und der Blockierung des Zugangs zu Wasser, Nahrung oder Land, in der Geschichte des Marktes, um auf diese Weise, was zuvor nur ein Teil von vielen Anteilen ist, zum für das Leben scheinbar einzig Wichtigen zu verkehren und die Zugangsschwelle künstlich zu erhöhen. Es entsteht der “isolierte Wert”, das Grundübel des Kapitalismus und die Hauptursache für die Zerstörung des Ökosystems. In der Konstruktion des isolierten Wertes lässt sich erklären weshalb der ökonomische Erfolg die Welt, Gesellschaft und Natur zerstören oder marginalisieren muss, um überhaupt diese Deutungsposition zu erlangen. Wenn aber das Erfolgsprinzip der Ökonomie nicht fähig ist, das ganze Ökosystem zu erhalten, sondern große Teile davon dafür zerstören muss, dann gibt es keine Legitimität zu erwarten, man müsse für dieses arbeiten. 

Es können und müssen dann, im Umkehrschluss, komplexere Bezüge der Wertschöpfung eine Rolle spielen. 

Diese Theorie ist sehr umfangreich und fortan konfrontiere ich mehrfach staatliche Stellen damit und weise daraufhin, dass man unfassbar viele Menschen im Markt systematisch benachteiligt, betrügt, diskriminiert und ausgrenzt. Kapitalismuskritik ist nicht erst gestern erfunden worden, aber mein Ansatz ist radikal, da ich Konsequenzen im Unmittelbaren einfordere und aufzeige. 

Es ist egal wie viel die Armen ackern, wie nützlich oder wertvoll ihre Arbeit ist. Am Ende bleiben sie arm, weil sie strukturell arm bleiben sollen, damit andere davon profitieren. Die ökonomische Grundtheorie ist ein Trickbetrug. Anpassung kann also nicht die Antwort von Menschen in Armut sein. Es ist also nur logisch und objektiv belegt, geradezu vernünftig Menschen in Hartz IV zu unterstützen, die maximalen Widerstand gegen die Sanktionsfolter der Regierung leisten.

Der Brandenburger Justizminister Stefan Ludwig lässt mir über einen seiner Mitarbeiter ausrichten: „Ich hoffe auf Ihr Verständnis, wenn ich die „Freywalder Erklärung“ (Transferprotokoll) unkommentiert lasse und eine inhaltliche Auseinandersetzung damit auch nicht von den Staatsanwaltschaften erwarte, deren gesetzliche Aufgabe es vornehmlich ist, konkrete strafrechtlich relevante Sachverhalte zu prüfen, wozu außergewöhnliche gesellschaftsökonomische Anschauungen bzw. eine allgemeine systemische Kritik grundsätzlich nicht gehören.“

Wesentlich ist die Feststellung, dass der Staat nicht versucht mich zu widerlegen. Stattdessen werde ich für irre erklärt, obwohl nicht nur ich diese Dinge behaupte, sondern es zunehmend allgemein klar wird, dass der kapitalistische Markt in sich gewaltige Probleme verursacht. 

Nur so konkret, so unmittelbar, dass man handeln müsste, will man es nicht haben. Der Markt mag zwar irgendwo da draußen Natur und Mensch zerstören, dabei auf üble Weise Menschen täuschen und betrügen, aber hier, bei der Staatsanwaltschaft in Brandenburg, soll dies keinerlei Handlung bewirken. 

Obwohl oder vielleicht gerade weil ich versuche unter Einsatz meiner ganzen Existenz etwas dagegen zu unternehmen, werde ich für diese Arbeit vom Staat verfolgt und bestraft. Es wird mir die Relevanz meines Handelns komplett aberkannt, wie auch die Missstände an sich geleugnet werden.

Die “kritische ArbeiterIn” im Gegensatz zur “kritischen KonsumentIn” ist eine zentrale Figur in meiner Arbeit. Sie steht auf, denn sie hat den viel stärkeren Hebel. Sie vermag die Verhältnisse zu überarbeiten. Die Konsumentin hingegen ist eine weitgehend passive Kraft. 

In diesen Bruchstellen zeigt sich, dass die angebrachte Arbeit nicht honoriert wird, während was honoriert wird, nicht mehr angebracht ist. Diese Tatsache kann nun nicht mehr übergangen werden.