Man kann nicht existieren und zugleich verstanden werden – mit diesem
Satz eröffnete der neurodivergente Künstler, Forscher und Aktivist Timothy
Speed das Forschungsfeld der Autistic Epistemology – eine neue
Denkweise, in der Autismus nicht Objekt, sondern Ursprung von Wissen
ist. Er verbindet Critical Autism Studies, Artistic Research und Systemtheorie
zu einer einheitlichen Ontologie des Resonanten. Speed gehört zu
den wenigen Denkern, die den Posthumanismus nicht theoretisch postulieren,
sondern leben. Einer der übersehenen Systemdenker unserer Zeit
– der lange vor Hartmut Rosa von »Resonanz« sprach, ein Verständnis
von Wirklichkeit als zyklischer, verkörperter Wechselwirkung entfaltete,
welches ökonomische, soziale und energetische Prozesse zusammenführt
und damit – ähnlich wie die Wirtschaftsnobelpreisträger für Markt- und
Verhaltensökonomik Mokyr, Aghion und Howitt – früh das Ende der linearen
Rationalität und die Notwendigkeit einer relationalen Ökonomie
antizipierte. Er liefert nicht nur einen Beitrag zur Autismusforschung, sondern
eine grundsätzliche Theorie der Wahrnehmung, Arbeit und Existenz
im Zeitalter der Überreizung. Sein Werk steht in der Reihe der paradigmatischen
Wenden, die nicht »über« das Abweichende sprechen, sondern aus
ihm heraus Wissen generieren – vergleichbar mit Fanon, Haraway, Deleuze
oder Manning. Speed offenbart den ontologischen Spalt zwischen Neurodivergenten
und Neurotypischen und transformiert nicht nur das Double
Empathy Problem, sondern auch unser Verständnis von Masking und Realität
selbst. Denn sie können nicht verstehen, zeigt, dass jede Existenz eine
Verzerrung ist – und dass Neurodivergenz der Schlüssel sein könnte, diese
Brechung als schöpferische Kraft zu begreifen.
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Buch: Denn sie können nicht verstehen – Warum Autismusforschung irrt
November 25, 2025
Autistic Artist, Researcher, Filmmaker, Activist- Neurodivergenter Künstler, Forscher (Artistic Research), Filmemacher und Aktivist.