Künstler, Buchautor, TV- und Filmproduktion, Speaker, Artistic Research: Armutsforschung (Klassismusforschung) Die Zukunft der Arbeit.

Buch: Radical Worker – Vom Recht auf selbstbestimmte Arbeit

Als “Radical Worker” lebt der Künstler, Arbeits- und Armutsforscher Timothy Speed das Rollenmodell einer neuen ArbeiterIn vor, die in einer Gegenbewegung zum reinen Gewinn- und Erfolgsstreben ausschließlich entlang der Frage umfassender Sinnhaftigkeit und “echter” Relevanz arbeitet – in Kauf nehmend, dafür keinen Lohn zu erhalten und vom Markt bestraft zu werden.
Speed dringt in seinen empirischen Experimenten in Firmen ein, arbeitet unaufgefordert mit, wird rausgeworfen, ausgegrenzt und verfolgt.
In seiner 20-jährigen Forschung zeigt er auf, wie Staat und Wirtschaft sowie das kapitalistische System ethisch und ökologisch angebrachte Arbeitsformen systematisch verhindern. Als Antwort darauf fordert er selbstbestimmte Arbeit und macht diese zur Grundvoraussetzung für eine humane und ökologisch verträgliche Ökonomie.
Mit der radikalen (Selbst-) Aufwertung der Armen, der sensiblen Erweiterung unserer teilweise überalterten Wertegrundlagen sowie der Neudefinition der Zwangsarbeit als Arbeit in Isolation, formuliert Speed wichtige Grundlagen und Thesen und bietet einen herausfordernden, neuen Ansatz zu den aktuellen Diskussionen um alternative Ökonomie, das Bedingungslose Grundeinkommen oder die Zukunft des Sozialsystems. Er führt nichts Geringeres vor als einen Weg, den Kapitalismus durch ein neues Verständnis von Arbeit zu reformieren und eine gerechte Form der Wirtschaft zu etablieren.

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Weitere zentrale Thesen und Gedanken im Buch:

“Radical Worker” ist ein Konzept und eine Lebensweise, die von Timothy Speed, einem Künstler, Arbeits- und Armutsforscher, entwickelt wurde, um ein neues Modell der Arbeiterschaft zu verkörpern, das sich gegen das Streben nach reinem Gewinn und Erfolg richtet und stattdessen auf umfassende Sinnhaftigkeit und echte Relevanz abzielt. Speeds Ansatz beinhaltet das Eindringen in Unternehmen, um dort unaufgefordert mitzuarbeiten, was oft zu seiner Ausgrenzung und Verfolgung führt. Über zwei Jahrzehnte hinweg hat er aufgezeigt, wie staatliche und wirtschaftliche Strukturen sowie das kapitalistische System ethisch und ökologisch sinnvolle Arbeitsformen verhindern. Speed fordert selbstbestimmte Arbeit als Grundlage für eine humane und ökologisch nachhaltige Wirtschaft und sieht darin einen Weg, den Kapitalismus zu reformieren und eine gerechte Wirtschaftsform zu etablieren.
Speeds empirische Experimente und seine 20-jährige Forschung zielen darauf ab, die Notwendigkeit einer Neudefinition von Arbeit und Wirtschaft zu demonstrieren. Er argumentiert, dass die moderne ökonomische Theorie irreführend ist, da sie suggeriert, dass individueller Verzicht auf Selbstentfaltung im intrinsischen Sinne den globalen Reichtum vermehrt, und kritisiert, dass die ökonomischen Entscheidungen, die über Menschen gefällt werden, nicht auf umfassenderen Kriterien basieren. Speeds Arbeit als “Radical Worker” ist geprägt von der Ablehnung standardisierter Jobs und der Konfrontation mit Managern über ihre Verantwortungslosigkeit. Er investiert seine eigene Arbeitskraft und finanzielle Mittel, um neue Managementmethoden zu entwickeln und eine radikal andere Form des Umgangs mit Informationen in den Medien zu fördern.
Ein Beispiel für Speeds radikale Herangehensweise ist sein Versuch, bei Red Bull zu arbeiten, um den Konzern und die Wirtschaft im Sinne des Menschen umzugestalten. Er drohte zuvor vor der Zentrale von Red Bull einen Stier zu töten, um das Unternehmen im Sinne der Menschheit umzubauen. Er setzt sich für eine Arbeit ein, die nicht durch den Arbeitsmarkt eingeschränkt ist, und argumentiert, dass die Arbeit in ihrer komplexesten Form nur dann sichtbar wird, wenn sie selbstbestimmt ist. Speed sieht die selbstbestimmte Arbeit nicht als egoistisch, sondern als ökologisch im erweiterten Sinne, da sie Mensch, Umwelt und Universum umfasst.
Speeds Konflikt mit der Bundesregierung über die Zukunft der Arbeit ist ein zentrales Element seiner Arbeit. Er hinterfragt die Definition von Arbeit und Erfolg und setzt sich für eine Arbeit ein, die von individuellen Erfahrungen und Ungerechtigkeitserfahrungen ausgeht und zu einer Neuverhandlung der Verhältnisse führ. Speeds Ziel ist es, die Primärökonomie sichtbar zu machen und die größeren Kontexte zu berücksichtigen, um eine umfassendere und gerechtere Wirtschaft zu schaffen.
Die Primärökonomie wird als ein umfassendes Ökosystem verstanden, das alle Formen des sozialen, kulturellen und natürlichen Handelns des Menschen sowie die Vielfalt der Realität selbst einschließt. Sie repräsentiert die freie Verwirklichung des Lebens in seiner ganzen Diversität und steht im Gegensatz zur Sekundärökonomie, die die klassische Wirtschaft oder Ökonomie darstellt. Die Primärökonomie umfasst die natürlichen und qualitativen Beiträge, die in der konventionellen Wirtschaftsrechnung oft unsichtbar bleiben, wie beispielsweise die Erziehung von Kindern durch ihre Eltern oder das zusätzliche Engagement von ArbeitnehmerInnen, das nicht offiziell als Teil der Wertschöpfungskette anerkannt wird.
Die Sekundärökonomie neigt dazu, Erfolge und Kausalitäten für sich zu beanspruchen, die tatsächlich auf der Primärökonomie beruhen, was zu einer Verzerrung der wahren LeistungsträgerInnen führt. Die Primärökonomie wird als die eigentliche Ökonomie betrachtet, die das Leben und die menschliche Existenz in all ihren Bezügen erhält. Sie ist das komplexere System im Vergleich zur Sekundärökonomie und sollte als solches anerkannt werden, um die ökonomischen Folgewirkungen für Gesellschaft und Menschheit in ihrer Konsequenz zu berücksichtigen.
Die Aufwertung der Primärökonomie gegenüber der Sekundärökonomie würde bedeuten, dass der Wert des Menschen und seiner Arbeitskraft den Wert der Waren übersteigt, was zu einer Reduktion der Produktion und einer Hinwendung zu individuellen Sinnfragen führen würde. In einer solchen Gesellschaft würde nicht mehr primär für den Gewinn produziert, sondern entlang individueller Bedürfnisse und Interessen, was zu einer vielfältigeren und ressourcenschonenderen Lebensweise führen könnte. Die Primärökonomie wird als radikal systemrelevant für das Überleben der Menschheit angesehen und fordert eine Reintegration der Wirtschaft in das Ökosystem.

Speed beschreibt das Transferprotokoll als einen Mechanismus, der die automatische Entwertung der Massen unterstützt und somit zur Zurückhaltung von Gütern oder Ressourcen beiträgt. In der ökonomischen Theorie wird laut Speed zu viel Wert auf Leistung gelegt und selten über Privilegien gesprochen, wobei die Bewertungshoheit der Erfolgreichen nicht hinterfragt wird. Diese Bewertungshoheit entwertet bereits im Vorfeld viele Aspekte, die für den Wettbewerb oder den Erhalt der Welt als nicht relevant angesehen werden, was zu einer Verengung der Kriterien des Wettbewerbs führt.
Das Transferprotokoll ist auch in der Erwerbsarbeit präsent, wo es dazu führt, dass die Arbeit auch dann stattfindet, wenn sie von jedem Bezug zu Wettbewerb, Markt oder Gewinn entkoppelt ist. Speed argumentiert, dass die Isolation und die Angst vor noch mehr Isolation die Produktivität erhöhen, was jedoch die negativen Aspekte der Jobs erst richtig sichtbar macht. Er sieht die Jobs nicht als Ergebnis von Wertschöpfung oder sinnvollem Handeln, sondern als einen Mechanismus der aggressiven Zielführung von Lebenskraft, der die Wertschöpfung einseitig explodieren lässt, ohne dabei zu einem neuen Auftanken der Kräfte zu führen.
Speed kritisiert, dass das Transferprotokoll als normal und sogar als positive Referenz zum Leben erscheint, weil es belohnt wird, und nennt dies die “Wachstumsillusion”. Er sieht darin die Verwechslung von kompensierendem, einseitigem Schub des Wachstums mit nachhaltigen Formen. Das Transferprotokoll wirkt unterschwellig auf allen Ebenen der Ökonomie und verhindert, dass die bekannten Probleme in den Griff bekommen werden. Speed versucht, die ökonomische Theorie zu differenzieren und sieht in der Erkenntnis dieses Wachstumsmissverständnisses einen möglichen Schlüssel zur Überwindung oder Transformation des Kapitalismus.

Das Konzept der Wertgrenze beschreibt eine unsichtbare Macht, ein Mechanismus, der im Hintergrund wirkt und viel wertvolles menschliches Tun verhindert oder bestraft. Es ist eine Barriere, die bestimmt, ab welchem Punkt Arbeit und menschliche Leistung als wertvoll gelten und ab wann sie entwertet oder marginalisiert werden. Diese Grenze wird durch die Ökonomie festgelegt, die in kapitalistischen Systemen dazu neigt, alles ökonomisch zu denken und nur das als wertvoll zu erachten, was ökonomisch rentabel ist.
Die Wertgrenze führt dazu, dass Leistungen, die nicht in das ökonomische Bewertungsschema passen, künstlich entwertet werden, was eine Form der Diskriminierung darstellt. Sie ermöglicht die Ausbeutung, indem sie ohne objektive Grundlage einer Leistung hohen Wert zuschreibt, während sie andere entwertet. Die Wertgrenze entsteht aus dem Versuch, durch Verknappung des Angebots und gelenkte Nachfrage den Markt zu manipulieren, wodurch nur mit einer bestimmten Referenz bewertet wird, was wiederum alternative Wertigkeiten unterdrückt.
Die Wertgrenze zeigt sich nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch in anderen Gesellschaftsbereichen, die scheinbar nichts mit Ökonomie zu tun haben, und führt zur Ökonomisierung der Gesamtgesellschaft. Sie basiert auf der Verleugnung des tatsächlichen Wertes eines Menschen und macht ihn im Alltag erpressbar. Die Wertgrenze ist auch ein Instrument, das dazu dient, gerechten Lohn und demokratische Beteiligung systematisch zu verhindern, da nur hohe Gewinne dies ermöglichen.
In der Praxis bedeutet die Wertgrenze, dass beispielsweise die Arbeit im Niedriglohnbereich oder in strukturell benachteiligten Bereichen entwertet bleibt, selbst wenn einzelne Individuen es schaffen, aus der Armut herauszukommen, oder mehr leisten. Die Wertgrenze führt zu einer Abwärtsspirale für diejenigen, die nachfolgen, da die Arbeit, der sie entkommen sind, weiterhin als Ausbeutungsformat funktioniert. Dies trägt zur wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich bei und ist eine Erklärung für das Auseinanderdriften dieser Gruppen.
Die Wertgrenze ist somit ein zentrales Element in der Diskussion um Ungleichheit und Ausbeutung im Kapitalismus und stellt eine Herausforderung dar, die es zu überwinden gilt, um eine gerechtere Gesellschaft zu schaffen. Sie ist ein Konstrukt, das dazu dient, die Waren vor alternativer Arbeit und alternativem Wert zu schützen, und führt zu einer strukturellen Entkoppelung von Leistung gegenüber Gewinn.

Das Konzept des Entfaltungsabstandes ist ein Kriterium zur Beurteilung von Fortschritt, das die tatsächlich erlebte Lebensqualität gegenüber dem behaupteten Mehrwert des Fortschritts abwägt. Es beschreibt das Verhältnis zwischen dem Aufwand, den ein Individuum betreiben muss, um in der modernen Welt zu leben, und dem Nutzen, den der Fortschritt für das Individuum bringt. Der Entfaltungsabstand definiert, ob ein Fortschritt wirklich umfassend ist und ob er den Lebensfreiraum über dem Lebensnotwendigen erweitert, in dem Individualismus, Diversität und freier Wille möglich werden.
Wenn eine neue Technologie eingeführt wird, kann der Entfaltungsabstand zunächst scheinbar oder real erhöht werden, aber im weiteren Verlauf kann der Aufwand für das Individuum steigen, um sich diese Technologie leisten zu können, was den Entfaltungsabstand wieder verringert. Der Entfaltungsabstand ist somit ein Maß für die Freiheit und die Möglichkeiten, die ein Mensch hat, um sich über das bloße Überleben hinaus zu entfalten und ein individuelles, vielfältiges Leben zu führen.
Das Konzept kritisiert die ökonomische Theorie, die den Entfaltungsabstand ignoriert und dadurch zu einer Verschärfung von Armut und Ausgrenzung beiträgt. Es wird argumentiert, dass der Kapitalismus ohne Berücksichtigung des Entfaltungsabstandes weiterhin Zerstörungen anrichtet und diejenigen, die darin scheitern, als minderwertig betrachtet werden. Der Entfaltungsabstand soll in die ökonomische Theorie integriert werden, um ein humaneres und gerechteres Wirtschaftssystem zu schaffen, das nicht nur auf quantitatives Wachstum ausgerichtet ist, sondern auch auf die qualitative Verbesserung des Lebens aller Menschen.
Zusammenfassend ist der Entfaltungsabstand ein Konzept, das den Fortschritt differenziert betrachtet und darauf abzielt, den Nutzen der Arbeit und des Fortschritts für alle Menschen zu erhöhen. Es hinterfragt die Legitimität von Fortschritt, der nicht zu einem größeren Entfaltungsabstand für alle führt, und fordert eine Neubewertung von Arbeit und Technologie, die den Entfaltungsabstand real erhöht.

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