Künstler, Buchautor, TV- und Filmproduktion, Speaker, Artistic Research: Armutsforschung (Klassismusforschung) Die Zukunft der Arbeit.
Künstler, Buchautor, TV- und Filmproduktion, Speaker, Artistic Research: Armutsforschung (Klassismusforschung) Die Zukunft der Arbeit.

1991

Aktmodell und Systemverweigerer

Zwei Jahre vor der Matura (Abitur) breche ich die Ausbildung an der Ortweinschule ab und beende sie als Externist in der Hälfte der Zeit. 

Die meisten SchulabbrecherInnen, dem Klischee nach, brechen die Schule ab, weil sie angeblich keinen Bock mehr haben. Für mich ist die Schule schlicht zu langsam, zu widersprüchlich, zu inkompetent und viel zu lasch.

Der Medienkünstler Peter Gerwin Hoffmann versucht mich, tief menschlich, in langen Gesprächen zur Vernunft zu bringen. 

Aber ich streite längst mit den meisten LehrerInnen über deren Sichtweise der Kunst und will das “echte Ding”. Das führt dazu, dass ich die Schule nach unendlich vielen Fehlstunden, in denen ich wichtigere Dinge erledigen musste, offiziell verlasse, einen Job brauche und dann in der selben Schule als Aktmodell arbeite, das teilweise vor meiner eigenen Ex-Klasse.  

Das führt zur skurrilen Situation, dass ich mich am selben Tag beim Direktor beschwere, wie es denn mit der Bezahlung meiner Rechnungen aussieht, um anschließend vor ihm Prüfungen abzulegen. 

Das wird zu einer frühen Erfahrung von fundamentalen Interessenskonflikten in der Realwirtschaft. 

Ich kehre die Verhältnisse komplett um.

Es ist wichtig zu verstehen, dass dies nicht aus Trotz passiert, sondern es ist die logische Konsequenz der Geschehnisse davor.

Wer eingebettet in äußerer Ordnung lebt, kann sich durch die absurdesten Widersprüchlichkeiten und Ungerechtigkeiten einfach tragen lassen, als wäre nichts, als habe nichts Konsequenzen. Weil ja alles schon seine Ordnung haben wird. Steht man außerhalb, wird das im Momentum konkret Erfahrene wichtiger, der eigene Weg zum einzig Möglichen.

Das ist der Hebel, der mich zugleich gegenüber den Verhältnissen sperrig und nicht integrierbar macht.  Etwas was nicht wenige KünstlerInnen in sich tragen, die Unfähigkeit nicht hinzusehen, nicht ernst zu nehmen, nicht spontan zu reagieren. 

Auch daraus erklärt sich weshalb ich mir später nicht einfach irgendwelche Jobs suche, sondern logischen Erkenntnissen folgend das tue was aus meiner Sicht erforderlich ist, um die innere Ordnung aufrecht zu erhalten, denn auf jene des Staates, der Gesellschaft ist kein Verlass.