Schuld und Wunder - Die Höhle von Mariastein
Aus meinen tiefen Gewissenskonflikten und Schuldgefühlen heraus, wegen meinem Versagen in der Ökonomie, suche ich schließlich die 500 Jahre alte Grottenkapelle in Mariastein in Tirol auf, um dort der Frage auf den Grund zu gehen, woher die Schuld kommt. Denn nirgends auf der Welt findet man ihren Ursprung eindeutiger und fantastischer inszeniert, als im Rahmen der katholischen Kirche, unter deren Obhut ich aufgewachsen bin.
Es ist die Zeit als die Missbrauchsskandale zur täglichen Nachricht werden.
Über Tage hinweg kehre ich immer wieder in den dunklen Raum zurück und zeichne mit einer Kamera auf, welche Gedanken und Emotionen mir in den Sinn kommen, während ich auf dem kalten Felsboden sitze, abgeschliffen von den Füßen von Millionen um Schulderlass betenden Menschen.
Draußen steht eine Wundermaschine aus einer vergangenen Zeit. Wirft man eine Münze ein, dreht sie sich und leuchtet, um die Gläubigen davon zu überzeugen, dass die gute Tat vom Himmel, mit Reichtum und billigen Zaubertricks belohnt wird.
Der Wunderapparat beeindruckt mich sehr.
Es sind tiefe Momente, ein Theaterstück, eine Performance ganz für mich selbst und den Felsen, der mich umschließt. Nur der Pfarrer hört mich brabbeln und schreien, bittet mich schließlich zu Kaffee und Kekse, um zu klären, ob ich da drinnen Satan beschwöre.
Nein, es ist nur Kunst, sag ich, was ihn fast genauso beunruhigt.
Ich versuche zu verstehen, das erkläre ich lang und breit, weshalb sich der ökonomische Markt einer Jahrhunderte alten Geschichte von Gut und Böse bedient, um Menschen klein zu halten. Er kann mir nicht folgen.
Am Ende stehe ich wieder vor dem Wunderapparat und werfe mein letztes Geld ein. Ich werde belohnt. Meine Schuld ist für einen Moment beglichen. Zack, endet das Glockenspiel. Nur wer fleißig arbeitet und zahlt kommt in den Himmel.