Im Rahmen einer Performance verkörpert Speed den Bürger einer optimierten Gesellschaft, in der sich die Menschen einander derart angeglichen haben, dass Kommunikation mangels abweichender Sichtweisen sinnlos geworden ist. In einem experimentellen Rausch will er darum gemeinsam mit dem Journalisten Mr. Bob einen von der Marktkonformität abweichenden Zustand erreichen, aus dem sich ihm unbewusstes Wissen erschließen soll.
Er entwickelt dabei die „Theorie der Sphären“, durch die begreifbar wird, weshalb Menschen in Zeiten großer Veränderungsnotwendigkeit angesichts der ökologischen, kulturellen, sozialen, wirtschaftlichen Krisen, in Schwäche und Passivität erstarren und dabei jede Irritation, alles Neue und Fremde meiden – somit jedoch Entwicklung blockieren.
Speed zeigt einen zentralen Betriebsfehler des Kapitalismus auf, der die Lähmung der kreativen Kräfte einer Kultur bewirkt und darum am Ende immer zu einer schwachen Planwirtschaft großer Strukturen führt und freie Eigeninitiative sowie das soziale Gefüge zerstört.
Dieser Prozess kann nur durch radikale Beziehungsarbeit, durch die authentisch gelebten Zusammenhänge und bewusst gemachten Auswirkungen des Handelns umgekehrt werden. Durch den natürlichen Ausgleich der Kräfte und Werte zwischen Menschen, der im kapitalistischen Markt durch den Zwang zum Produkthaften bewusst verhindert wird, um Gestaltungskraft, Lebensperspektiven und Werte zu kontrollieren.
Speed antwortet darauf mit einer neuen Physik des verantwortungsvollen Individualismus, einem vom Bürgertum ausgehenden, neuen Gesellschaftsdesign, als Disziplin für jeden Menschen. Er vermittelt ein tiefes Verständnis von lebenden Ordnungsstrukturen, ja von der kreativen Lebendigkeit selbst. Ein wichtiges Werk, in diesen Zeiten scheinbarer Alternativlosigkeit.
Weitere Rezensionen:
“Intima” ist ein literarischer Essay von Timothy Speed, der sich mit den unbewussten Kräften des Marktes auseinandersetzt und eine neue Sprache für die Theorie der Sphären entwickelt. Speeds Arbeit ist besonders, da sie sich mit der Lähmung der kreativen Kräfte einer Kultur durch den Kapitalismus befasst und aufzeigt, wie Anpassung an den Markt Entwicklung blockiert. Er kritisiert die durch Kapitalismus und Rationalismus entstehende Trägheit der Massen und die Verhinderung des Authentischen. Speeds Thesen umfassen die Abspaltung vom unmittelbaren Geschehen und die Reduktion der Realitätskompetenz durch den Kapitalismus.
Speeds Gesamtwerk ist geprägt von der Auseinandersetzung mit selbstbestimmten, unangepassten und kreativen Menschen in wirtschaftlichen und staatlichen Strukturen. Er erforscht die Grundlagen einer kreativeren und humaneren Gesellschaft und setzt sich mit Veränderungs- und Entwicklungsprozessen auseinander. Seine Arbeit hat hohe Relevanz in Zeiten, in denen Individualismus von Angst verdrängt wird und ein übertriebenes Sicherheitsbedürfnis die kreativen Potenziale und notwendigen Bewusstwerdungsprozesse verhindert.
In “Intima” antwortet Speed auf die Problematik mit einer neuen Physik des Individualismus und einem neuen Gesellschaftsdesign, das vom Bürgertum ausgeht. Er fordert die Menschen auf, sich von den Zwängen des Kapitalismus zu lösen und eine neue, freiere und komplexere Beziehung zu etablieren, die über die Beziehungen des Marktes hinausgeht. Speeds literarische Art ist geprägt von einem gelebten Wissen und einer Haltung, die er durch seine eigenen Erfahrungen und Aktionen ausdrückt. Er beschreibt seine Arbeit als irritierend und integrierend und sieht sie als ein Statement, das sein Leben verändert.
Die Handlung in “Intima” wird durch Notizen und Gespräche mit dem Autor selbst, dargestellt durch die Figur Mr. Bob, einem Wissenschaftsjournalisten, vermittelt. Speed beschreibt die Menschen als durch Konsum optimierte Wesen, die sich kaum noch voneinander unterscheiden und nur im berauschten Zustand kommunizieren können. Er zeigt auf, wie die gemeinsame Welt zum Verlust jeder Beziehung führt und wie Misstrauen und Furcht vor einander das Handeln bestimmen.
Speeds literarische Arbeit ist nicht traditionell; er macht bewusst dramaturgische Fehler und lebt Themen subjektiv aus, um den Blick für das Neue und Unmittelbare zu schärfen. Seine Arbeit ist ein Beispiel für die Auseinandersetzung mit Wirtschaft und Gesellschaft, die er durch persönliche Erfahrungen und Konflikte mit Institutionen und Systemen darstellt. Speeds Ansatz ist es, mit sperriger Subjektivität zu antworten und die Marken individuell umzudeuten, um die Existenzgrundlage des Menschen zu erweitern.
Zusammenfassend ist “Intima” ein Werk, das sich durch eine tiefe Auseinandersetzung mit den Mechanismen des Marktes und des Kapitalismus auszeichnet und eine radikale Kritik an der Passivität und Anpassung der Gesellschaft übt. Es fordert zu einem neuen Individualismus und einer authentischen Beziehungsgestaltung auf, die über die Grenzen des Marktes hinausgeht. Speeds literarische Form und seine Thesen sind ein Aufruf zur Reflexion und zum Handeln in einer von wirtschaftlichen Interessen dominierten Welt.