Neurodivergenter Künstler (Autist, Asperger), Buchautor, TV- und Filmproduktion, Speaker, Artistic Research: Armutsforschung (Klassismusforschung) Die Zukunft der Arbeit.

The True Story – Außenblick auf künstlerische Positionen aus drei Jahrzehnten der Interventionen in Ökonomie, Kunst, Gesellschaft und staatlichen Stellen.

“Ich halte die empirische und wirtschaftstheoretische Untersuchung von selbstbestimmter Arbeit, wie Sie Herr Timothy Speed unternimmt für sehr sinnvoll. Konflikte mit dem konventionellen Verständnis von Arbeit als Lohnarbeit dürfen dabei nicht ignoriert werden.” (Prof. Ernst-Ulrich von Weizsäcker)

„Ich danke Ihnen für Ihre klugen, interessanten Texte.“ (Jean Ziegler, UN Diplomat, Autor)

Der 1973 in England geborene, in Österreich aufgewachsene, seit drei Jahrzehnten in Deutschland lebende Künstler, Menschenrechtsverteidiger und Forscher (Artistic Research) Timothy Speed schuf in Jahren der Grundlagenforschung und künstlerischer Arbeit ein umfassendes Werk entlang der Frage was passiert, wenn das Individuum versucht die Komplexität, Paradoxie und die tiefen ökologischen, ökonomischen und sozialen Problemfragen der Gesellschaft in die eigene Erwerbsarbeit zu integrieren, in die Jobs zu pressen, um die „relevante Arbeit“ im Sinne des Ganzen einfach zu tun. Und zwar aus der Sicht der Betroffenen, oder der Menschen vor Ort. Auch wenn das nicht bezahlt wird, es nicht die offizielle Aufgabenstellung ist, zwar notwendig, aber unerwünscht, um im bewussten Konflikt mit einem simplifizierenden und oft zu Gehorsam manipulierenden, verengenden kapitalistischen Markt zu versuchen Verantwortung authentisch und zeitgemäß zu erarbeiten.
Die Folge dieser Auseinandersetzung war es, dass Speed wegen der damit verbundenen Reibung pleiteging, aber was entscheidend ist, an dieser Stelle über 10 Jahre weiter machte und Gesellschaft, Staat und Konzerne in Projekten mit der Paradoxie und der Kritik konfrontierte, dass seine Arbeit, also der Versuch die eigentlichen Probleme das Subjektive und Objektive integrierend anzugehen, zwar als Rollenmodell eines postmodernen, sozial und ökologisch verantwortlichen Menschen im Anthropozän wünschenswert und notwendig wäre, man ihn dafür jedoch, also nicht in dieser Rolle bezahlen, gar dieses Tun honorieren oder zulassen wollte. Dieses Existenzverbot, dass den Menschen stets zwingt durch einen Filter kapitalistisch definierter Nützlichkeit zu agieren, wollte Speed durchbrechen, weil sich darin eben auch die Wurzel der einseitigen Betrachtung und Bearbeitung der Gesellschaft und Wirklichkeit zeigte.

Das Besondere an Speeds Ansatz besteht darin, dass er die meisten westlichen Konzepte zur Rettung der Welt widerlegt, indem er Macht- und Ohnmacht des Einzelnen gleichermaßen zeigt. Er entlarvt die Illusion, dass man mit dem Kapitalismus so weiter machen kann, dass es reicht einfach seinen Job zu machen, in der Vorstellung gleichzeitig die ökologische und soziale Katastrophe zu verhindern. Denn indem er alles ins Persönliche zieht, macht er erst die Komplexität und das Konkrete sichtbar, was aufzeigt, dass wir andere Ansätze brauchen, die wesentlich individueller, liberaler, freier, subjektiver und zugleich sozialer sind. Es bleibt letztlich doch eine Frage von Einzelnen in Gemeinschaft, die fundamentalen Konflikte aufzulösen. Etwas was nur der Mensch kann, wenn er denn will.

Die Erwerbsarbeit als das dominante Handeln muss grundlegend überdacht werden. In seiner poetischen Wissenschaft (artistic research), zeigt Speed wie der Mensch wieder in das Schaffen von Wissen integriert werden kann, was angesichts von KI und Robotik dringend erforderlich erscheint. Die Frage, wie die Welt gestaltet werden soll, kann nicht mehr allein eine objektive Frage sein, sondern zum Demokratischen gehört eben auch die Perspektive von Betroffenen. 

Speed provozierte mit diesem Ansatz über Jahrzehnte, seit 2001, als er über die 10er Jahre hinweg in seinen Aktionen und empirischen Untersuchungen Firmen wie Red Bull, die Deutsche Bahn oder UnternehmerInnen wie Josef Ackermann (Deutsche Bank Chef) und Liz Mohn (Bertelmann Stiftung/RTL), oder Johanna Quandt (BMW) herausforderte. Nicht zu vergessen unzählige staatliche Stellen, Ministerien und Behörden, Jobcenter, sowie Staatsanwaltschaften und Gerichte, die er in den 20er Jahren mit Aktionen bearbeitete. Er bewarb sich beispielsweise als Intendant des ZDF, als Moderator von „Wetten, dass..?“, um als damals Erwerbsloser die Hierarchie der Jobverteilung umzukehren und forderte eine Selbstaufwertung der Armen. In den Anfängen der New Economy bereits Ende der 90er Jahre versuchte er im Streit mit Medienkonzernen ein Internet der Tiefe durchzusetzen, weil er schon damals die Gefahr der Verflachung durch Facebook, X (damals noch twitter) und Co. voraussah.
Mit seinem erstes Buch 2001 „Verdammt sexy – Die Mediengestalter in der Krise“ verlangte er in Vorträgen auf großen Bühnen von den Mediengestaltern gesellschaftliche Verantwortung, sprach sich für mehr Amateurhaftigkeit in den Medien aus und vergraulte 2001 rund 1000 Werber beim größten Werberkongress der Welt (TYPO) mit seinen Thesen über die Schäden durch lügende Werbung.

Während die Solutionisten (nach Morozov) beispielsweise des Silikon Valley, mit ihrem Ansatz der Lösung aller Weltprobleme aus den smart simplifizierten Jobs und der neuen Technologie heraus, auf der einen Seite standen, befand sich Speed schon immer als jemand, der die Jobs und die ganze Ökonomie komplexer und kritischer machen wollte, damit der handelnde Mensch sich arbeitend der echten Realität nähert, auf der entgegengesetzten Position. In einer Begegnung zwischen Speed und dem Bruder des NLP-Mitbegründers (John Grinder) Michael Grinder, einem Star der Managementmethoden der 90er,  sagte dieser 2008 herablassend zu Speed, er sei nicht lösungsorientiert, was man an seinem Stirnrunzeln erkenne.

Diese Entscheidung für mehr Komplexität und Beziehungsfähigkeit wurde Speed stets entweder als die falsche Haltung vorgeworfen, weil nicht dienstleistungsorientiert, oder als Arbeitsverweigerung, wenn er als Folge verarmte. Nicht selten schlug ihm Hass und Verachtung entgegen, wenn er dann auch noch davon sprach, dies im Sinne der Menschheit zu tun.

Die Forschung die Speed seit Jahrzehnten, mit gewaltigem Aufwand umsetzt, ist beispielgebend für die Frage wie ökologisch und sozial verantwortliches Handeln zu neuen Formen der Arbeit führen muss, die dem Individuum mehr innere Freiheit geben, statt diese immer weiter zu reduzieren. Er lebt eine radikale Beziehungsfähigkeit in der Arbeit vor.  Er zeigt aber auch die Probleme, die sich daraus ergeben, wie massive Ablehnung entlang traditioneller Vorstellungen von Arbeit und Pflicht, wie in der protestantischen Arbeitsethik, in der Selbstreduktion und Anpassung im Vordergrund stehen. (Max Weber)

Speed engagierte sich 30 Jahre fast unbezahlt, ging nicht an seinem Widerstand, sondern an seinem Engagement bankrott, wurde staatlich verfolgt, angeklagt (SLAPP Klagen 2023) und schließlich von Rechtsradikalen in den Behörden durch Psychoterror krank gemacht. Man lehnte seine Einbürgerung wegen seiner Kunst und Forschung zur Arbeit ab und versuchte ihn durch den Entzug der Lebensgrundlage zu zerstören.

In dem Speed  als „ganzer Mensch“ handeln wollte, sich nicht für den Job abspaltete, um zu funktionieren, wurde er zwangsläufig in der Paradoxie zur Kunstfigur, da er überall als er selbst in Erscheinung trat. Das zeigt sich auch in seinem Spielfilm Transferprotokoll, in dem er sich selbst spielt.

Speed löst dadurch die Grenzen zwischen Arbeit und Existenz, zwischen Markt und Individuum auf und macht alles zu einer Einheit des handelnden Individuums, welches vielen Verantwortlichkeiten gleichzeitig gerecht werden will, darin scheitert und gerade dadurch umso mehr sichtbar macht. 

Schon als 10-Jähriger, der die Hand von Margaret Thatcher, der britische Premierministerin, der sogenannten „Eisernen Lady“ und Mutter des Neoliberalismus bei einer Begegnung berührte, so erzählte er in seinem Buch „Radical Worker“, war er zu tiefst erschrocken von der Mischung aus Kälte, Fake und Macht. Diese Begegnung irritierte ihn derart, dass er die gesellschaftlichen Verhältnisse zunehmend als falsch und widersprüchlich wahrnahm.
Ein weiteres wichtiges Erlebnis seiner Kindheit, fand in einer britischen Schule statt, als er andere Schüler verraten sollte und ihm als Auswahl von der Schuldirektorin entweder der Rohrstock, oder eine Schüssel mit Süßigkeiten präsentiert wurden. Dieser ethisch für ein Kind unlösbare Konflikt führte zu einem tiefen Misstrauen gegenüber der Belohnung, also dem Lohn, als Mittel der Lenkung des Willens von Menschen. Auch dies lies ihn später die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen von Arbeit, Beitrag und Wert radikal in Frage stellen. Er sah in der Erwerbsarbeit eine tiefe Korruption, aus der er sein ganzes Leben ausbrechen musste. Daher verfolgte er in erster Linie eine intrinsische Motivation, also die Erforschung der Frage welcher selbstbestimmte Beitrag wirklich authentischen Wert für das Individuum und die Gesellschaft hat. Die allgemeinen gesellschaftlichen Wertvorstellungen empfand er als Fake, als verlogen. Vor diesem Hintergrund entwickelte er Methoden, Modelle und Ansätze zu einer veränderten Arbeitsweise, in der nicht “Fleiß und Leistung” über allem standen, Kategorien die stets fremder Deutungshoheit unterlagen, sondern echte Auseinandersetzung und Innovationsfähigkeit, statt simplem Funktionieren. Er fragte sich wie demokratische Beteiligung auch durch die Arbeit passieren kann, ähnlich den Überlegungen von Axel Honneth in „Der arbeitende Souverän“. Er versuchte die Frage des Wertes eines Beitrags und der Rolle des freien Willens darin zu klären, um der Komplexität der Realität im Handeln gerecht zu werden und jenseits simplifizierender Moral oder Regeln, lebendig verhandelte Beziehungen mit der Gesellschaft als vertiefte Verantwortung im Handeln zu begreifen. (Wie ein Dialog im Sinne von Habermas) Demokratie und Individualismus als Grundlage der Arbeit an sich. Er definierte Zwangsarbeit als Arbeit in Isolation und zeigte die Bedeutung der Selbstbestimmung, um Ökonomien strukturell komplexer zu machen, damit diese humaneren Gesellschaften als Grundlage dienen können. Überhaupt befasste sich Speed stark mit der Frage von Strukturen, die Ökologie und Ökonomie, Gesellschaft und Individuum dynamischer integrierten. 

Seine Arbeiten zeigen, wegen ihrer Emergenz mehr als die Summe ihrer Teile, weil darin sichtbar wird, was nur Kunst schafft, eine kreative Vision einer Alternative, die in seinen Arbeiten stattfindet, die man aber nicht immer erklären kann. Er schabt diese andere Struktur in unzähligen Projekten und Dialogen mit Konzernen und Behörden aus den bestehenden Verhältnissen heraus, bis allmählich etwas Neues erkennbar wird. Dieses Neue bleibt oft subjektiv (intersubjektiv) und ist doch für viele übertragbar. Kunst ist für ihn Forschung, seine Bücher sind literarische Essays, Versuche den Einzelnen in eine objekthaft gewordene Welt neu zu integrieren.

Weitere Darlegungen der Arbeit von Speed, aus verschiedenen Gesichtspunkten: