Im Zug mit Peter Weibel
Im Sommer 1999 sitze ich vier Stunden lang in einem Zugabteil, mit dem großen Medientheoretiker Peter Weibel. Der Zug ist auf dem Weg von Wien nach Innsbruck. Ich kenne ihn aus den Medien. Natürlich. Ich aber bin für ihn ein Fremder. Klar. Ihn anzusprechen traue ich mich nicht. Immer wieder will ich es tun. – Doch dieser Moment ist ein Moment des Scheiterns. – Nichts wird daraus hervorgehen. Es ist alles umsonst.
Eine verpasste Lebenschance, denke ich. Ich schwitze fast vor Verzweiflung.
Vier Stunden erlebe ich wie Peter Weibel schweigend da sitzt. Eine seltene Erfahrung, fast schon wertvoll. Wer hat das schon erlebt? Wohl kaum jemand.
Ich denke, die mediale Nähe ist grausam, weil jene die einem dadurch nah werden, zum Teil des eigenen Lebens, plötzlich, wenn sie “real” vor einem sitzen, unwirklich erscheinen.
Es wirft den Menschen auf sich selbst zurück. Man ist der Einzige, der jetzt noch Relevanz herstellen kann. Im Augenblick des Zufalls sind plötzlich alle Bezüge verloren. In einem Zug mit Peter Weibel, bis ans Ende der Welt.