Neurodivergenter Künstler (Autist, Asperger), Buchautor, TV- und Filmproduktion, Speaker, Artistic Research: Armutsforschung (Klassismusforschung) Die Zukunft der Arbeit.

2002

TYPO 2002

Das Ende der Werbung. Eklat bei der TYPO in Berlin.

Unter dem Titel “Der Große Amateur” halte ich 2002 meinen ersten öffentlichen Vortrag im Haus der Kulturen der Welt in Berlin. Vor mir spricht ein Font-Guru eine Stunde Lang über eine Serife.  Jetzt bin ich dran. 

Der Veranstalter hat einen Artikel in der PAGE über mein Buch gelesen und dachte wohl es wäre sexy mich einzuladen. Jedenfalls denkt er das danach nicht mehr.

Vor mir sitzen an die 1000 Werber und Medienprofis. Ich bin aufgeregt, jung und unerfahren. Ein wenig stottere ich auch. 

Die Scheinwerfer blenden mich und der Beamer funktioniert nicht wie er es soll, also lese ich an die 40 Minuten aus einer Erklärung in der ich begründe weshalb die Werbung die Gesellschaft zerstört und wir damit aufhören müssen. 

Die Buhrufe hören die ganze Zeit nicht auf. Hunderte verlassen aufgebracht den Saal. Ich werde rückwirkend aus dem Programmarchiv gelöscht. 

In diesem Moment kommt es zum Clash zwischen Kunst und Kommerz, zwischen Mensch und Ökonomie, zwischen Wahrheit und Fake.

Zum ersten Mal erlebe ich, dass dies ein umfassender, ganzheitlicher Prozess des Zusammenbruchs der Strukturen ist, dass es mir nicht möglich ist ruhig und zivilisiert zu erklären, dass diese Ökonomie schleichend alle umbringt, sondern ich das nur zeigen kann, indem ich selbst vor ihren Augen zerbreche. Dieser Ansatz wird für meine Arbeit prägend. 

Wir können nicht wissen was die neue Struktur ist. Wir können nur zulassen, dass sie sich im Zusammenbruch des Alten offenbart. Diesen Mut, diese Geduld, diese Offenheit besitzt die Gesellschaft jener Zeit nicht. Sie will am Anfang des Jahrhunderts, kurz vor den gr0ßen Börsenzusammenbrüchen, an die Allmacht ihrer Ökonomie glauben, die zu einer besseren Welt führen soll, die sie gut bezahlt in jeden Bildschirm, in jedes Leben quetschen können.