Künstler, Buchautor, TV- und Filmproduktion, Speaker, Artistic Research: Armutsforschung (Klassismusforschung) Die Zukunft der Arbeit.
Künstler, Buchautor, TV- und Filmproduktion, Speaker, Artistic Research: Armutsforschung (Klassismusforschung) Die Zukunft der Arbeit.

2007

2007 Timothy Speed in Sardinien

Wirtschaftsmafia - Ein Innovationszentrum für Sardinien

Nach “Dropping Knowledge” werde ich von italienischen Geschäftsleuten eingeladen einen Entwurf zu erarbeiten, für ein Innovationszentrum auf dem höchsten Berg von Sardinien. Wenig später sollen gegenüber die G7 tagen. Es geht um das ganz große Business. Ich stehe auf diesem Berg, an einer alten Verteidigungsanlage und plane ein gigantisches Projekt, eine Reihe von Orten um den Berg herum und darunter. Ich möchte endlich einen Ort schaffen, an dem Menschen an einer humanen Gesellschaft und Ökonomie arbeiten können. Viele Monate arbeite ich an dieser Fantasie.

Man holt mich am Bahnhof ab, fährt mich zu Essen bei sardinischen Großfamilien. Meeresfrüchte in gigantischen Schüsseln werden herein getragen. Ich werde den Cousins und Onkeln als Denker aus Deutschland vorgestellt. “Ah, oh”, stöhnt man zwischen Krabben und Austern. 

Ich bemerke nicht wo ich mich befinde und weiß es bis heute im Grunde nicht. Es erinnert aber alles an einen dieser Filme mit  Al Pacino und Robert De Niro. 

Irgendwann übergebe ich das Konzept und höre nie wieder von der Familie. Man hat es wohl als Vorwand benötigt, um die Funkanlagen auf dem Berg beseitigen zu können, die den Wert des Grundstücks schmälern. Da klingt eine großes, humanes Projekt vorteilhaft. 

Das also ist die ökonomische Realität mit der ich mein halbes Leben zu tun habe. Und da sagen noch immer Menschen, ich soll einfach mitmachen als wäre nichts. Eine andere Ökonomie ist mir in all den Jahren nie begegnet.  Wo ich auch hinkomme, passieren seltsame Dinge.

Eine wesentliche Erkenntnis meiner Forschung ist es, dass die Ökonomie tatsächlich auf völlig anderen Regeln beruht, als in der Ökonomie behauptet oder gelehrt wird. Diese unausgesprochenen Gesetze der Wirtschaft sind voller Benachteiligungen und voller Unrecht. 

Die Armen sind nicht Gescheiterte, sondern Betrogene. Es ist nicht so, dass das Richtige, das Relevante belohnt wird, sondern viel mehr das Belohnte künstlich durch Rituale der Belohnung relevant erscheint. 

Die Frage des Gewissens im ökonomischen Wirken ist daher längst keine ethische Frage mehr, sondern die Grundlage einer alternativen Ökonomie, die wirklich im Sinne des Ganzen funktionieren will.