Künstler, Buchautor, TV- und Filmproduktion, Speaker, Artistic Research: Armutsforschung (Klassismusforschung) Die Zukunft der Arbeit.

Erfahrungen als neurodiverser Künstler – Besonderheiten meiner Sprache und Kunst.

Mein Denken ist nicht linear. Es springt, verknüpft, baut Brücken zwischen scheinbar unzusammenhängenden Dingen. Das zeigt sich in meiner Art zu schreiben, aber auch in meiner Kunst. In „Radical Worker“ etwa nutze ich diese Fähigkeit, um alternative Formen der Arbeit zu entwickeln, die sich der Logik des Marktes entziehen. Ich denke Arbeit neu, weil ich die gewohnten Pfade gar nicht erst betreten kann.

Diese ungewöhnliche Denkweise ermöglicht es mir, Konzepte wie die selbstbestimmte Arbeit radikal anders zu betrachten. Ich sehe Potenziale in Orten, wo andere nur Probleme sehen. Das kann verwirrend sein, aber es ist auch meine Stärke. Neurodiversität ist für mich ein ständiges Experimentieren und Neuordnen von Ideen – und genau das braucht es, um die alten Strukturen zu durchbrechen.

Ich bin anders, aber nicht falsch. Ich benötigte selbst viele Jahrzehnte, um das zu begreifen.

Meine Art zu denken und zu schreiben ist herausfordernd, aber darin liegt eben eine Chance und eine Fähigkeit Muster in Gesellschaft anders zu erkennen und somit andere Lösungen erarbeiten zu können.

In „Die Physik der Armen“ versuche ich, dieses Verständnis der Vielschichtigkeit darzustellen, indem ich zeige, wie selbst die kleinsten Entscheidungen eines Einzelnen durch größere gesellschaftliche Kräfte beeinflusst werden. Meine Neurodiversität zwingt mich dazu, nicht nur die Oberfläche der Dinge zu betrachten, sondern nach den tieferliegenden Kräften zu suchen, die Menschen in Armut halten und unterdrücken. Diese komplexe Sichtweise ist meine Art, den Widerstand gegen einfache Antworten zu leisten.

Neurodiversität bedeutet auch, dass ich Schwierigkeiten habe, mich in die normativen Erwartungen der Gesellschaft einzufügen. Das spiegelt sich in meinen Konflikten mit den staatlichen Institutionen wider. Normen verlangen, dass ich mich anpasse, dass ich Regeln akzeptiere – aber ich kann es nicht, weil ich unhinterfragte Annahmen und Widersprüche so klar sehe, sie für mich wie Schmerzen sind.

Ich lehne es ab, meine kreative Energie in ein System der Kontrolle und Normierung einzufügen. Diese Rebellion ist nicht nur ein politischer Akt, sondern auch ein Schutz meiner Integrität als neurodiverse Person. Ich kämpfe dafür, dass andere Lebensentwürfe Platz haben in unserer Gesellschaft, dass anders Sein nicht immer als Problem betrachtet wird.

Meine Sprache ist ein Gegenentwurf zum “akademisch Richtigen”, eine andere Herangehensweise an Forschung und Wissen, die sich ganz im Gedanken von Paul Feyerabend destruktiver Kräfte bedient. Hier kommt auch “Creative Maladjustment” nach Luther-King ins Spiel, oder “Artistic Research”. 

Meine Schreibweise ist kein Zufall, sondern eine bewusste Wahl. Sie folgt den Prinzipien der Kritischen Diskursanalyse, des Poststrukturalismus, der Performativität, der Dekolonisierung der Sprache und der Subjektivierung. Ich nutze diese Theorien, um gegen die Vereinfachung der Welt anzuschreiben und um zu zeigen, dass es auch andere Perspektiven gibt, die genauso wertvoll sind.

Meine Texte aber auch meine Filme sollen stören, sie sollen irritieren und herausfordern, weil ich glaube, dass es nur so möglich ist, bestehende Machtverhältnisse zu hinterfragen. Ich will nicht nur analysieren, sondern Wirklichkeit verändern – durch die Art, wie ich schreibe und durch die Sprache, die ich wähle. Sprache ist eben auch Ausdruck von Welterleben. Etwas was gerade für marginalisierte Gruppen zentral ist. 

Subjektivierung ist ein Mittel, um die Erfahrung der Ausgegrenzten sichtbar zu machen und gegen die Arroganz der institutionellen Objektivität zu schreiben. Es ist politisch wichtig, weil es zeigt, dass nicht nur die großen Narrative zählen, sondern auch die kleinen Geschichten, die unsichtbaren Stimmen.

Indem ich subjektiv schreibe, mache ich deutlich, dass jedes Leben seine eigene Logik hat und dass eine Gesellschaft, die nur eine Wahrheit zulässt, eine autoritäre Gesellschaft ist.

Judith Butler und andere Theoretiker*innen haben den Begriff der Performativität geprägt, der beschreibt, wie Sprache Realität erschafft. Ich sehe meine Texte als performativen Akt. Sie sind nicht nur Beschreibungen der Realität, sondern sie versuchen, eine andere Realität zu schaffen. Indem ich schreibe, versuche ich, eine Welt vorstellbar zu machen, in der selbstbestimmte Arbeit und individuelle Freiheit möglich sind.

Performativität bedeutet, dass Sprache nicht nur ein Abbild der Wirklichkeit ist, sondern auch eine Macht, die Wirklichkeit schafft. Ich nutze diese Macht, um gegen die bürokratischen Narrative anzuschreiben, die mich und viele andere auf Rollen und Zahlen reduzieren. Ich benutze Worte wie eine Waffe, um den Raum zu erweitern, in dem Menschen anders sein dürfen.

Das ist ein politischer Akt, weil es zeigt, dass Sprache nicht nur ein Mittel der Kontrolle ist, sondern auch ein Mittel der Befreiung sein kann. Indem ich meine eigenen Begriffe, meine eigene Sprachwelt schaffe, entziehe ich mich den Definitionsmachtansprüchen der Institutionen.

Der Poststrukturalismus geht davon aus, dass Bedeutung nie fest ist und dass Sprache immer mehrdeutig und instabil ist. In meinen Texten versuche ich, diese Instabilität zu nutzen, um die Widersprüche des Systems offenzulegen. Wenn ich schreibe, spiele ich bewusst mit Mehrdeutigkeit und Paradoxien, um die starre Logik der Bürokratie aufzubrechen.

Mein Ziel ist es, die Leser*innen zu zwingen, sich mit der Vielschichtigkeit von Realität auseinanderzusetzen. Ich möchte nicht, dass meine Texte einfach konsumiert werden, sondern dass sie Irritation hervorrufen und zum Nachdenken zwingen. So wird deutlich, dass die Ordnung des Systems nur eine Möglichkeit ist, die Welt zu sehen – eine Möglichkeit, die ich bewusst hinterfrage und dekonstruiere.

Politisch ist das wichtig, weil es zeigt, dass Wahrheit und Realität nicht einheitlich sind. In einer Gesellschaft, die alles vereinfachen will, ist es ein Akt der Rebellion, auf der Komplexität und Vieldeutigkeit der Welt zu bestehen. Der Poststrukturalismus gibt mir die Sprache, um diese Vielstimmigkeit darzustellen und um gegen die totalitäre Versuchung zu schreiben, alles in einfache Kategorien zu pressen.

Die Kritische Diskursanalyse untersucht, wie Machtstrukturen und Ideologien durch Sprache reproduziert werden. Für mich ist das Schreiben ein Mittel, um die unsichtbaren Mechanismen der Macht aufzudecken, die sich in den Worten und Begriffen verbergen, die der Staat benutzt, um Menschen wie mich zu unterdrücken.

Ich schreibe so, wie ich schreibe, um den Diskurs der Bürokratie und der staatlichen Kontrolle zu dekonstruieren. Es ist wichtig, die sprachlichen Mittel der Macht offenzulegen – etwa die Begriffe, die das Jobcenter verwendet, um Menschen auf ihre ökonomische Rolle zu reduzieren. Die CDA zeigt, dass Sprache nie neutral ist, und ich nutze meine Texte, um diese Machtasymmetrien sichtbar zu machen.

Durch meine Schreibweise schaffe ich einen Gegendiskurs, der die sprachliche Gewalt der Bürokratie herausfordert. Ich benutze meine eigenen Begriffe, meine eigene Stimme, um den herrschenden Sprachmustern etwas entgegenzusetzen. Das ist politisch wichtig, weil es zeigt, dass es auch andere Weisen gibt, die Realität zu beschreiben – Weisen, die die Würde und Freiheit des Einzelnen respektieren.