„Transferprotokoll“ ist eine Sci-Fi Komödie (groteske Komödie) über Armut, den Wert von Arbeit, individuellem Beitrag und Self-Empowerment in unserer kapitalistischen Gesellschaft.
Der Film lässt sich im Grunde nicht mit der Kategorie „Film“ fassen, sondern verhandelt vielmehr die Frage: „Wie anders müssten Medien, wie Film, gestaltet oder produziert werden, um die Kluft zu überwinden, zwischen der Wahrnehmung vieler, in Film, Fernsehen und Internet in ihrer Lebenswirklichkeit nicht mehr abgebildet zu sein, und der Produktionsweise, der Produktionskultur, der Vermittlung und Kontextualisierung von Kunst oder Film? Wie kommt also der Mensch wieder in die Medien, demokratisiert, ausgewogen und gesehen, ohne nur eine Funktion derselben zu sein?“
DIE STORY (erscheint 2024)
Nach 30 Jahren überwiegend unbezahlter Arbeit als Künstler, Arbeits- und Armutsforscher ist Timothy Speed endgültig bankrott und gerät in die Fänge der verrückten Jobvermittlerin Frau Redlich. Ihr Jobcenter befindet sich in einer gigantischen Büste von Facebook Gründer Mark Zuckerberg, in der Arme alles tun müssen, um geliked zu werden. Stigmatisiert, abgehängt und an den Rand der Gesellschaft gedrängt findet sich Speed im freien Fall. Doch er hat einen Plan. Mit der Begründung einer neuen Ökonomie und Arbeitsform will er die Menschheit endlich von der Armut befreien.
Timothy Speed begreift Film als ein Mittel der Intervention, des persönlichen Einschreitens und Geradestehens in der Gesellschaft. Das Werk ist Brücke zum Menschen, ohne Anspruch auf alleinigen Wert für sich.
Der Debattenfilm „Transferprotokoll“ ist ein migrantischer Film, aus der Sicht der Ausgeschlossenen, der aus der Gesellschaft verdrängten. Speed erzählt nicht nur von außen, eine in sich geschlossene Narration, sondern immer durch sich selbst, und bricht damit Konventionen. Er offenbart politische Skandale, prangert massives Fehlverhalten von realen deutschen Behörden, BeamtInnen und MinisterInnen an, die er namentlich benennt: „Wir leben nicht in einer Zeit, in der es reicht, schöne Geschichten zu erzählen. Das Medium muss mehr zeigen, mehr ermöglichen. Brüche, Konflikte, Dialoge über Dinge und Verhältnisse, die uns alle betreffen, oder einen Einzelnen so sehr, dass dessen Schrei von keiner Ästhetik verstellt oder marginalisiert werden darf.“
Es geht auch um die Reaktion auf den Film, die Teil des Films ist. Transferprotokoll weist nicht nur dokumentarisch und journalistisch realen MinisterInnen, StaatsanwältInnen, RichterInnen und BeamtInnen schwere Verbrechen an Armen nach, sondern zeigt auch wie das Hartz-IV-System (Bürgergeld) Menschen in Deutschland krank machte und macht. Eine Tatsache, die bekannt war und ist, gegen die sich bedauerlicherweise nicht genug prominenter Widerstand regt. Der Film offenbart den Sozialrassismus, den diese Gesellschaft im Rechtsruck mitträgt.
Dabei spielt Speed selbst eine “unmögliche Opferfigur”, die bewusst die Klischees bricht. Als weißer Mann wird er mit seinem Versuch die Welt zu retten, gleichermaßen zum Clown, zur personifizierten Hoffnung und wird dafür von der Gesellschaft mit einem Identitäts-Verbot bestraft. Timothy Speed spielt mit dem Unerlaubten, Unerwünschten, Unerträglichen, wirft die Frage von Gerechtigkeit somit als komplexe Dialektik ins Publikum, gibt sie an die KonsumentInnen zurück. Dies wird möglich, gerade weil er kein eindeutiger Held in der Geschichte ist und sein kann.
Der Film wird von einer umfassenden empirischen Forschung und journalistischer Undercover-Arbeit begleitet, die in 2025/26 publiziert werden wird. Auch hier ist der Film mehr als nur Film, sondern ein Auftakt zu umfassenden Enthüllungen über den Umgang des Staates mit Menschen in Armut.
Speeds Methode macht Beziehungen zwischen Individuum und Gesellschaft sichtbar, indem er gleichzeitig alles ins Persönliche zieht und damit Institutionen herausfordert. Somit wehrt er sich gegen Simplifizierung und Ausschluss und benutzt das Individuum, sich selbst, als sperrigen Widerstand gegen das leicht Verdauliche. Gegen das Verschwinden der subjektiven Individuen. Er tut dies, um Komplexität zu schaffen, für ihn die Grundlage von freier, humaner und offener Gesellschaft. Dass Speed nie passt, ist ein Postulat von Hoffnung auf Alternativen.
Daher hat er Transferprotokoll fast allein produziert, ohne Geld, als einen Autorenfilm, der überall individuelle Handschrift hinterlässt, die sich dem eingefahrenen Markt der Filmproduktion entzieht. Speed erzählt subjektiv, als Betroffener, der im Zweifel betroffen wird, um „authentisch“ erzählen zu können.
Transferprotokoll ist eine Gesamtperformance, die uns etwas über die Gesellschaft und die Schwierigkeit des Individuums erzählen will, darin einen Ort und eine eigene Lebenswelt zu finden:
Speed fordert die Gesellschaft und ihre Institutionen mit diesem Film heraus. Er produziert einen Film aus und in der Armut, statt Arbeiten zu gehen. Er provoziert radikal mit dieser Haltung und der inhärenten Verschiebung von gesellschaftlichem Wert und anständiger Tätigkeit. Natürlich passt er nicht ins Konzept, natürlich erzeugt er mehr Nähe, als es das durch Tatort und Hollywood vom relevanten Konflikt dieser Gesellschaft fortverführte Publikum verträgt.
Transferprotokoll ist kein distanzierter Film, sondern ein Skandal. Weil er direkt auf Probleme unserer Gesellschaft zielt und dabei keine Rücksicht darauf nimmt, ob der Film darin erfolgreich sein kann.
Ein unterhaltsamer Film ist allenthalben entstanden. Eine Komödie die uns alle in Bedrängnis bringt.
In den Hauptrollen spielen Timothy Speed, Kirsten Nehberg (Hasenjagd, Bella Block, Großstadtrevier, True Crime: Tatunca Nara und die Toten im Dschungel/ARD), Lulu Bail (Rosenheim Cops, Polizeiruf 110) Adisat Semenitsch (Dani Levy/Stille Nacht, Dieter Hallervorden/Zebralla, 3Sat Serie/Für alle Fälle Stefanie), Serkan Sahan (ZDF Sibel&Max / RTL GZSZ)
In Gastauftritten mit dabei sind Katja Kipping von den Linken, sowie die Hartz IV Aktivistin Inge Hannemann uvm.